Krypto-News: In den Gerichtsverhandlungen um eine mutmassliche Veruntreuung von über zehn Milliarden US-Dollar bleibt der angeklagte Sam Bankman-Fried weiterhin hart. Er streitet sämtliche Betrugsvorwürfe ab. SBFs Krypto-Börse sei aufgrund eines Unfalls gecrasht. Die Führungsriege habe schlicht die Kontrolle verloren.

Krypto-News: FTX-Betrug nur ein Unfall? So verteidigt sich SBF

War der FTX-Betrug von 2019 bis 2022 nur ein Unfall? Das behauptet zumindest der Firmengründer und ehemalige Geschäftsführer Sam Bankman-Fried (bekannt unter seinem Spitznamen SBF).

Anfang Oktober starteten die Hauptverhandlungen gegen den US-Amerikaner. Er muss sich gegen acht verschiedene Anklagepunkte verteidigen. Ab Frühjahr 2024 beginnt eine zweite Verhandlung, in der über fünf weitere Vorwürfe entschieden wird.

Bisher war der Prozess um SBF voll von Details. Ehemalige Vertraute und enge Mitarbeiter des 31-Jährigen enthüllten die firmeninternen Vorgänge der FTX-Gruppe. Zur Sprache kamen dabei oft die Anstiftungen des Firmengründers, der von der Führungsriege oft kriminelle Taten verlangte.

In seiner Verteidigung streitet Bankman-Fried diese Zeugenaussagen von Gary Wang, Ryan Salame und Caroline Ellison nun allerdings ab. Auf die Frage des Gerichts, “haben Sie jemanden betrogen?”, antwortete der Angeklagte mit “nein, das habe ich nicht.”

Auch der Untreue habe er sich nicht schuldig gemacht. Die missbräuchlich verwendeten, rund zehn Milliarden US-Dollar, habe er nicht absichtlich entwendet, erklärt er vor Gericht.

Bei dem Kapital handelte es sich um rechtmässiges Eigentum von FTX-Kunden. Die Krypto-Börse war zur Zeit ihres Crashs im November 2022 die global zweigrösste Handelsplattform für Kryptowährungen gemessen an ihrem Handelsvolumen.

Wie es laut Bankman-Fried zum Missbrauch kam

Der Missbrauch der Kundeneinlagen sei keine Absicht gewesen, sondern lediglich ein Unfall, stellt SBF vor Gericht dar. Ihm zufolge nutzten die meisten Kunden von FTX das Margin-Trading, statt den Spot-Handel. Das Unternehmen habe daher die Kontrolle verloren.

“Der bei weitem grösste Fehler war, dass wir kein eigenes Risikomanagementteam hatten, wir hatten keinen Chief Risk Officer. Wir hatten eine Reihe von Personen, die in gewissem Masse am Risikomanagement beteiligt waren, aber niemanden, der sich speziell damit befasste, und es gab erhebliche Versäumnisse”, so Bankman-Fried.

Diese Versäumnisse führten letztlich zum Zusammenbruch der Krypto-Börse. Auch die Tatsache, dass er selbst Geld von seinem Unternehmen lieh, wertet er nicht als Missbrauch. FTX und Schwesterunternehmen Alameda seien sehr profitabel gewesen und hätten schnell ein grosses Vermögen angehäuft.

Alameda gehörte mir. Ich war der Haupteigentümer, und das Unternehmen hatte in den letzten Jahren einige Milliarden Dollar an Arbitrage-Gewinnen und weit mehr an Betriebskapital erwirtschaftet. Ich sah also keinen Grund, warum ich mir keine Mittel leihen sollte.

Nicht alle Kredite, die er sich persönlich gewährte, wurden in den Dokumenten von Alameda verzeichnet, gestand SBF. Der Beschuldigte streitet darüber hinaus ab, seinen Stellvertreter Ryan Salame dazu aufgefordert zu haben, politische Spenden zu tätigen.

Zwar bestätigt er, dass die Spenden durch Kredite von Alameda finanziert wurden – deren Geld aus Kundeneinlagen von FTX bestand – allerdings hätten Salame und sein enger Mitarbeiter Nishad Singh Spenden aus eigenem Willen getätigt.

Salame und Bankman-Fried zählten 2021-2022 zu den grössten Spendern der Republikanischen Partei und der Demokratischen Partei der USA.

Auch den Vorwurf, FTX habe Bilanzen gefälscht, um Verluste zu kaschieren und attraktiver zu wirken, streitet SBF ab. Man habe die Bilanzen lediglich aufgerundet, um eine runde Zahl nutzen zu können.

Bis Ende November soll ein Urteil gegen SBF gefällt werden. Anwälte halten eine Haftstrafe von zehn bis 20 Jahren als Resultat der Betrugsvorwürfe für realistisch.

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