Die zuletzt insolvente Krypto-Börse FTX nimmt den Geschäfsbetrieb wieder auf. Das ist jedenfalls der Wunsch des Insolvenzverwalters und neuen Geschäftsführers John J. Ray. Gründer Bankman-Fried pochte lange darauf, dass die Handelsplattform in Wahrheit immer noch solvent ist. Er hält den Zeitpunkt zum Neustart längst für gekommen.

FTX nimmt Geschäftsbetrieb wieder auf?

Im November 2022 stoppt FTX den Geschäftsbetrieb, nachdem es zur Illiquidität kommt, die durch einen Bankensturm ausgelöst wurde. Plötzlich kam ans Licht, dass die bis dahin zweitgrösste Krypto-Börse mehrere Milliarden US-Dollar an Kundeneinlagen veruntreut hatte.

Kurz nachdem FTX Auszahlungen an Kunden einstellt, reicht das Unternehmen unter Führung von Sam Bankman-Fried (SBF) einen Insolvenzantrag ein. Daraufhin erklärt der Gründer, der Antrag sei ein Fehler gewesen. In Wahrheit verfüge sein Unternehmen über ausreichende Wertanlagen, um den Geschäftsbetrieb weiterhin aufrechtzuerhalten.

Auf die Kryptobranche wirkte diese Erklärung wie ein Versuch des US-Amerikaners, seinen eigenen Ruf aufzupolieren. Insolvenzverwalter John J. Ray übernahm die Geschäftsführung des Unternehmens. Er sprach von katastrophalen Zuständen.

Nun räumt Ray gegenüber dem Wall Street Journal jedoch ein, dass sowohl FTX.com als internationaler Auftritt des Unternehmens als auch FTX.us solvent sind. Somit besteht die Möglichkeit, ausstehende Schulden an Kunden zu zahlen und den Betrieb erneut aufzunehmen.

Wir arbeiten auch mit Anteilseignern zusammen, die davon überzeugt sind, dass es noch realisierbare Geschäftsfelder gibt.

Erklärt Ray. Bisher sei die Entscheidung, ob man FTX neu starten möchte, noch nicht gefallen. Denkbar sei auch, Schulden zurückzuzahlen und das Unternehmen danach zu schliessen. Offenkundig nahm die Reputation der Krypto-Börse immensen Schaden. Ob genügend Kunden an der Firma interessiert sind, ist daher fraglich.

Bankman-Fried fordert Wiederaufnahme des Geschäfts

FTX-Gründer Bankman-Fried beobachtet die Entscheidungen Rays mit Argwohn. Er glaubt, dass die Krypto-Börse die Geschäfte bereits im November hätte fortführen sollen. Auf Twitter beschwert sich der 30-Jährige über Rays Aussagen. Die Erkenntnis habe ihn viel zu viel Zeit gekostet.

Ich bin froh, dass Mr. Ray endlich ein Lippenbekenntnis abgibt, um die Börse wieder in Gang zu bringen, nachdem er solche Bemühungen monatelang unterdrückt hat! Ich warte immer noch darauf, dass er zugibt, dass FTX US zahlungsfähig ist und den Kunden ihr Geld zurückgibt.

In einem Blogeintrag legt SBF dar: FTX.us sei stark übersichert. Seiner Erkenntnis nach, versuchen die aktuellen Führungspersonen diese Tatsache jedoch zu vertuschen, indem sie falsche Bilanzen erstellen. Andernfalls seien sie unachtsam.

SBF führt Geldmittel auf, die über 428 Millionen US-Dollar wert sind und vor allem in Zusammenhang mit weiteren Unternehmen der FTX-Gruppe stehen. Tatsächlich glaubt der ehemalige Geschäftsführer nicht an Zufälle. SBF denkt, die derzeitigen Entscheidungsträger machen keine Fehler, sondern manipulieren die Zahlen absichtlich.

Herr Ray macht weiterhin falsche Behauptungen, die auf nicht existierenden Berechnungen beruhen. Hätte sich Herr Ray die Mühe gemacht, über FTX US nachzudenken, wäre ihm wahrscheinlich klar geworden, dass seine Interpretation mit dem Konkursrecht völlig unvereinbar ist

Erklärt SBF dem Wall Street Journal. Dann fährt er fort: “und dass FTX US selbst dann noch zahlungsfähig wäre, wenn man 250 Millionen Dollar von meiner Bilanz abziehen würde. Vielmehr sieht Herr Ray alles als einen grossen Honigtopf an, den er behalten will.”

Bankman-Fried ist derzeit frei, nachdem er eine Kaution in Höhe von 250 Millionen US-Dollar auslöst. Der Gründer ist mit acht verschiedenen Anklagepunkten konfrontiert, die ihm die US-Justiz im Zusammenhang mit dem FTX-Crash vorwirft. Er plädiert auf nicht schuldig. Die Verhandlungen finden im Oktober statt.

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