Krypto-Börse Binance wird zum zertifizierten Sanktionsspezialisten. Dafür tritt das Unternehmen der Association of Certified Sanctions Specialists (ACSS) bei. Ziel ist es, regulatorische Vorgaben dadurch noch besser umzusetzen. Der Marktführer ist der erste Krypto-Marktplatz, der formell zum Mitglied des Vereins ernannt wird. In der Vergangenheit setzte man verstärkt Sanktionen durch. Warum das Ganze?

Binance wird durch ACSS zum zertifizierten Sanktionsspezialisten

Binance startete seinen Geschäftsbetrieb im Juli 2017. Monate zuvor begannen Regulatoren, Krypto-Börsen dazu zu verpflichten, ihre Kunden KYC-Massnahmen zu unterziehen. Seither nahm die Überwachung auf Binance deutlich zu. Der Handel von Kryptowährung ist ohne Identifizierung dort überhaupt nicht mehr möglich.

Binance selbst sieht die strenge Umsetzung von KYC und AML als etwas Gutes, wie aus einem Blogeintrag des Unternehmens hervorgeht. Dort warnt man Nutzer sogar aktiv vor Krypto-Börsen mit zurückhaltenden Kontrollmassnahmen wie KuCoin oder ByBit. Das begründet man so:

Es ist eine der besten Möglichkeiten für Plattformen, Nutzer vor Hackern, Marktmanipulatoren und Geldwäschern zu schützen. Als Krypto-Nutzer sollten Sie sich vor Plattformen mit unzureichenden KYC-Massnahmen in Acht nehmen.

Tatsächlich ist KYC einer der grössten Schwachpunkte der Kryptobranche. Nutzer sind gefährdet, während Behörden von der Kontrolle profitieren.

Mit zunehmendem Wachstum setzte Binance immer stärker auf Kontrolle und die Zusammenarbeit mit Regulatoren. Vom Aussenseiter will das Unternehmen so zum Vorzeigebetrieb werden. Seit einigen Monaten ist Binance als Ausbilder von Behörden im Umgang mit Kryptowährungen aktiv.

Teil dieser Strategie ist nun der Beitritt zur Association of Certified Sanctions Specialists (ACSS). Bisher ist keine weitere Krypto-Börse Mitglied des Vereins. Die Mitgliedschaft verlangt von allen Personen, die innerhalb von Binance mit der Umsetzung regulatorischer Vorgaben betraut sind, die Absolvierung einer Schulung.

Erst danach darf sich Binance als zertifizierter Sanktionsspezialist bezeichnen. Das Training wird von der ACSS selbst durchgeführt.

Die Krypto-Börse Binance im Review

Binance und Sanktionen: Worauf hofft man durch den Beitritt zur ACSS?

Ziel des Beitritts und der dadurch folgenden Ausbildung ist die lückenlose Umsetzung regulatorischer Vorgaben. Inbegriffen sind Sanktionen, zu deren Umsetzung Binance eigentlich gar nicht verpflichtet ist. Das Unternehmen verschweigt derzeit seinen Hauptsitz. Aufgrund einer Registrierung und des wiederholten Aufenthalts des Geschäftsführers CZ auf den Kaimaninseln, lässt sich der dortige Hauptsitz jedenfalls annehmen.

Möglich ist auch, dass Binance sein formelles Zentrum auf den Seychellen unterhält. Dort sitzen auch einige weitere Krypto-Börsen offiziell. Gründer Changpeng Zhao erklärte über die letzten Monate, Binance sei ein dezentral organisiertes Unternehmen und habe daher kein Hauptquartier.

Dennoch setzte das Unternehmen die Sanktionen der EU gegen russische Staatsbürger um und schränkte seine Dienste gegenüber Russen ein. Man mag sich fragen: Warum tut die Handelsplattform das? Vergleichbare Unternehmen verweigerten die Sanktionen zu grossen Teilen.

Offenbar will Binance in Jurisdiktionen als Saubermann dastehen, von denen man sich das grösste Potenzial verspricht. In der jüngsten Pressemitteilung erklärt man:

In den letzten zwei Jahren war Compliance ein Schwerpunkt bei Binance. Im Jahr 2022 wuchs unser Compliance-Team von 500 auf 750 Mitarbeiter.

Der Marktführer schlägt diesen Weg also ein, um sein eigenes Geschäft zu schützen. Konflikte mit Behörden gab es in der Vergangenheit reichlich. Künftig will man das allerdings vermeiden. Obwohl CZ gegenüber FTX harsche Kritik äusserte, erinnert die Vorgehensweise dennoch an die ehemals zweitgrösste Krypto-Börse.

FTX bestach Politiker gezielt, um eine freundliche Beziehung aufzubauen. Binance setzt offenbar lieber auf direkte Zusammenarbeit, statt auf finanzielle Abfindungen.

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