MicroStrategy, das Unternehmen unter dem Vorsitz des Bitcoin-Maximalisten Michael Saylor, verkauft erstmals Bitcoin. Ist die Zeit des Hodlns für den bisher überzeugten Langzeithalter nun beendet?
Michael Saylor verkauft erstmals Bitcoin
Michael Saylor, einst ein überzeugter Bitcoin-Gegner, legt 2020 eine Wendung hin. Plötzlich ist er von der ältesten Kryptowährung so sehr überzeugt, wie kaum ein Zweiter. Seither investiert der Gründer des Softwareherstellers MicroStrategy über vier Milliarden US-Dollar in BTC mit der Hoffnung, dass der Preis der digitalen Anlage künftig weiter steigt.
Seit über zwei Jahren hält MicroStrategy sein Bitcoin-Vermögen trotz aller Kursbewegungen. Auch auf dem Allzeithoch des Bitcoin im November 2021, welche die Anlage bei einem Kurs von fast 70.000 US-Dollar sah, verkaufte Michael Saylor laut eigener Aussage keine einzige Münze.
Das ändert sich nun, wie aus einem Bericht des Unternehmens hervorgeht. Darin schreibt Justiziar Ming Shao:
Am 22. Dezember 2022 verkaufte MacroStrategy ca. 704 Bitcoin für einen Erlös von ca. 11,8 Millionen US-Dollar zu einem Durchschnittspreis von ca. 16.776 US-Dollar pro Bitcoin. MicroStrategy plant, die aus dieser Transaktion resultierenden Kapitalverluste mit früheren Kapitalgewinnen zu verrechnen, soweit solche Rückträge nach dem derzeit geltenden Bundeseinkommenssteuergesetz möglich sind, was zu einem Steuervorteil führen kann.
MicroStrategy verkauft am 22. Dezember 2022 also erstmals Bitcoin – mitten im Bärenmarkt. Der Grund für den Verkauf sind steuerliche Vorteile.
Erklärt Michael Saylor die Zeit des Hodlns für beendet?
Keine Sorge. Michael Saylor tritt auch weiterhin nicht von seiner Rolle als eiserner Langzeithalter zurück. Tatsächlich erwarb MicroStrategy, dessen Vorstandsvorsitzender der 57-Jährige ist, im Dezember rund 3.205 neue BTC für 56,4 Millionen US-Dollar.
Aktuell liegt der durchschnittliche Einkaufspreis von MicroStrategy bei rund 30.400 US-Dollar und damit deutlich über dem momentanen Bitcoin-Kurs von 16.500 US-Dollar oder 15.200 Schweizer Franken.
Das Softwareunternehmen hält 132.500 BTC und ist damit der mit Abstand grösste Bitcoin-Halter unter den öffentlich gehandelten Unternehmen. Danach folgt weit abgeschlagen das Branchenunternehmen Galaxy Digital Holdings mit rund 40.000 BTC.
Saylor kündigt Lightning-Projekte an
In einem Twitter Space kündigt Michael Saylor vor zwei Tagen grosse Veränderungen an. MicroStrategy will sich künftig selbst in der Kryptobranche etablieren und sieht dafür Lightning-Projekte vor. Auf Basis der Bitcoin-Skalierungslösung Lightning Network soll beispielsweise ein Schutz vor DoS-Angriffen entstehen, den Saylor Lightning Wall nennt. Das Projekt ähnelt einem bekannten Angebot von Cloudflare.
Lediglich die Art und Weise der Umsetzung ist unterschiedlich. Saylors Lightning Wall fordert von Besuchern einer teilnehmenden Webseite die Hinterlegung von 100.000 Satoshis (ungefähr 15 Schweizer Franken). Verlässt der Nutzer die Webseite dann wieder, erhält er den Betrag auf seine Lightning Wallet zurück überwiesen.
Durch Lightning ist das problemlos möglich. Das Bitcoin-Mainnet wäre dafür zu teuer und zu langsam. Saylor merkt an: Auch Kreditkarten sind dazu nicht in der Lage. Verzögerungen würden bei Zahlungen und Erstattungen würden das Projekt zum Scheitern verurteilen.
Die Lightning Wall ist nur eine von mehreren Ideen, die Saylor auf Basis des Lightning Networks in die Tat umsetzen möchte. Aktuell sucht er nach Programmierern, die ihn bei seiner Vision unterstützen. Welche Ideen der US-Amerikaner noch verfolgt, bleibt abzuwarten.